Sonntagnachmittag, etwas bedeckt zeigt sich der Himmel über Norderney. Die Frage nach dem „Wo trinke ich heute meinen Cappuccino?“ ist schnell beantwortet.
Einige Male war ich in dem Conversationshaus um mir Informationsmaterial über das kulturelle Angebot zusammenzustellen.
Heute ist mir nach einer gemütlichen Schreibstunde in dieser historischen Umgebung. Die Schreibutensilien und Fotoapparat sind schnell zusammengepackt.
Durch die Nordhelmsiedlung bis hinauf zur Knyphausenstrasse, einmündent in die Friedrichstrasse radele ich in bester Sonntagslaune.
In der Poststrasse heißt es dann *Bitte absteigen*, das letzte Stück quer durch die Kurgartenanlage wird brav geschoben.
Und so kann ich die großzügige Anlage in Ihrem noch frühlingshaftem Ansehen auf mich einwirken lassen.
Es sind nur einige Leute unterwegs. Die inzwischen dickeren Wolken laden eher zu einem Tee am Kamin, als zu einem Spaziergang draußen ein.
So finde ich dann auch gleich einen Platz für mein Fahrrad, an den dafür vorgesehenen Ständern, neben dem Conversationshaus und für mich einen im Conversationshaus.
Ganz bewußt nehme ich den Raum wahr und versuche diesen ersten Eindruck festzuhalten.
Gediegene Möbel aus dunkelbraunem Holz.
Sofa für zwei oder drei Personen, Sessel und Tische.
Dazwischen die Leichtigkeit des Rattans, verarbeitet zu einladenden kleineren Sitzgruppen.
Stoffbezüge in dunkelbraunen oder dunkelroten großflächigem Rosenmuster unterstreichen die Eleganz des großen Raumes.
Am Kopfende die Theke aus schwarzglänzendem Holz, bestimmt acht Meter lang.
Mittendrin eine große von innen beleuchtete Vitrine. Eine große Auswahl Kuchen wartet auf hungrige Kaffeegäste.
Das schlichte, weisse Kaffeegeschirr und die feingeschliffenen Gläser unterstreichen die Eleganz der Einrichtung.
Sonnenstrahlen fallen durch die gläserne Decke, die Wolken sind davongezogen.
Nebeneinandergereihte Fensterelemente treffen sich zu einer lichtdurchlässigen Kuppel.
Eine gläserne Überdachung als Orangerie, so heißt es in der offiziellen Beschreibung.
Hinter großen, weissen Doppeltüren sind weitere Räume, u.a. auch das Standesamt, wie auf einem silbrigglänzendem Türschild zu lesen ist. Ein reizender Ort für das Versprechen ewiger Liebe.
Das großzügige Palais, ein Platz zum Wohlfühlen, ruhig , gediegen und mit leiser Heiterkeit erfüllt.
So muß die Stimmung wohl auch vor Jahrzehnten gewesen sein. Angeregte, nette Plaudereien um mich herum.
Der Cappuccino und die Rüblitorte sind inzwischen serviert und ich lasse es mir schmecken, lecker.
In diesem Moment gibt es keinen schöneren Ort für mich.
Es würde mich nicht wundern, kämen elegant gekleidete Damen aus einer vergangenen Epoche herein, mit langen Kleidern, eng geschnürt und großer Schleife im Rücken. Dazu Spitzensonnenschirm und ein geckes Hütchen mit Schleier auf dem hochtoupierten Haar.
Vor zwei Jahren ist dieses Kurpalais nach längerer Umbauphase eingeweiht worden. Eine gemütliche, schummrige Bar, mit Blick auf den Kurplatz, ergänzt das Ambiente. Ein roter, überdimensionaler Kronleuchter verbreitet die Eleganz von Luxus.
Wer mag, kann auch draußen sitzen, unter einem großzügigen Dach auf hölzernen Dielen.
Auch hier laden die typischen Strandkörbe zum Verweilen ein, ansonsten folgen die Möbel draußen dem Stil der Innenausstattung.
Das Conversationshaus, ein angenehmer, repräsentativer Raum für Norderney.
Der Musikpavillion aucuh Konzertmuschel genannt.
Das Conversationshaus, aus dem alten Kurhaus; ist auf so elegante Art wieder
zum Gesellschaftsleben erweckt.
Und wenn dann draußen, unter der weissen Konzertmuschel das Kurorchester spielt, ist der Aufenthalt im Kurgarten perfekt.
Rosemarie, April 2010